Das chinesische Drama bis zur Yuan-Dynastie

Die chinesische Oper ist eine Form des traditionell chinesischen Musiktheaters (xiqu 戲曲). Der Ursprung der chinesischen Oper wird in zwei sich zeitgleich etablierten Entwicklungen des 13. Jahrhunderts gesehen. In der Südlichen Song-Dynastie entstand zu jener Zeit die südliche Oper (nanxi 南戲), während sich zeitgleich in der Yuan-Dynastie die nördliche Oper (beiqu 北曲bzw. yuan zaju 雜劇) entwickelte. Allgemein wird jedoch in der Zeit der Song-Dynastie der Ursprung der sich sprunghaft entwickelnden chinesischen Oper gesehen. Zur Zeit der Yuan-Dynastie wurde die nanxi-Oper von dem im Norden Chinas entstehenden zaju-Drama in seiner Beliebtheit überholt.

Das traditionelle Theater reicht in China auf eine sehr lange geschichtliche Tradition zurück, die ihren Ursprung im Tanz während religiöser Zeremonien oder in Form von Militärtänzen der Zhou -Dynastie (1045-770 v. Chr.) haben. Weiterhin gab es schon früh Tänzer am Hof des Herrschers, die der Unterhaltung dienten. Auf die Han-Dynastie werden die ersten akrobatischen Aufführungen (baixi 百戲; »hundert Spiele; höfische Festspiele«) datiert, die in den späteren Dramen zu finden sind. Ab der Tang -Dynastie (617/18 – 907) gab es am chinesischen Kaiserhof sowohl das Genre der Sing- und Tanzspiele (gewu xi 歌舞戯), als auch Adjutantenspiele (canjun xi 參軍戯). Die Sing- und Tanzspiele waren während der Tang-Zeit besonders beliebt und wurden gefördert, insbesondere unter der Herrschaft von Kaiser Xuanzong 玄宗 (reg. 712-756 n. Chr.).

Die Form der Sing- und Tanzspiele jener Zeit waren vom Buddhismus beeinflusst und ihre Darbietung wurde geprägt durch den Libretto. Als Libretto beschreibt man eine Kombination aus gesprochenen, gesungenen und getanzten Passagen eines Stücks, die durch unterschiedliche Rollen realisiert werden. In der buddhistischen Tradition wurden Libretto-Schauspiele zu Ehren des Maitreya-Buddha aufgeführt und Elemente seiner religiösen Lehre aufgegriffen. In China wurde die Form des Librettos aufgegriffen und religiöse volkstümliche Predigt- und Legenden-Texte für das Publikum auf diese Weise anschaulich dargestellt. Zusammengefasst werden die Sing- und Tanzspiele, die auf den Libretto zurückgriffen, unter dem Genrebegriff bianwen (變文 »Verwandlungs-texte«). Bianwen bilden damit einen weiteren wichtigen Bestandteil des Musiktheaters in China. Griffen Stücke dieses Genres auf buddhistische Legenden zurück, wurden ihre Arien, unter Verwendung von Umgangssprache, als »freie Arien« (sanqu 散曲) vorgetragen. Zur Zeit der Tang-Dynastie fand der Begriff des zaju (雜劇; »diverse Stücke«) ebenfalls erstmals Erwähnung.

Ein Wendepunkt in der Entwicklung des Schauspiels in China entstand mit der Hinwendung zum Publikum außerhalb des Kaiserpalastes in der zweiten Hälfte der Tang-Dynastie. Auf diese Weise entstand, insbesondere zur Zeit der Song-Dynastie, eine Form des Theaters, die Volkstradition und höfische Tradition miteinander kombinierte. Diese veränderten Gegebenheiten förderten unter anderem die Weiterentwicklung der zaju-Singspiele. Das Genre sollte sich in der Zeit danach bis hin zu seiner komplexen Form in der Yuan-Zeit weiterentwickeln.


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